Rumänisches Tagebuch
Gernot Haupt

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Freitag, 17. 8. 2007

An der Grenze kaum Wartezeit, freundliche Zöllner, die mich nach einem kurzen Geplänkel über meine Geschenke (Fußbälle für das Tageszentrum) weiterfahren lassen und mich auf die Pflicht zum Kauf der Rovignette hinweisen. Hat sich Rumänien seit meinem letzten Besuch verändert?
10 Meter nach der Grenze also halte ich an der Verkaufsstelle für die Rovignette, die Straßenmaut. Bewaffnet mit Pass, Zulassung, Führerschein, Geld trete ich an, der freundliche Beamte hat aber durch das Fenster bereits mein Kennzeichen gesehen und ins Formular eingetragen, braucht keine weiteren Papiere mehr, verlangt 3 Euro und gibt mir korrekt in Euro heraus. Hat sich Rumänien seit meinem letzten Besuch so verändert?
Einige Kilometer später überprüfe ich noch einmal die Rechnung, auf ihr sind 1,51 Euro als Preis ausgewiesen. Rumänien hat sich nicht verändert.

Von meinem Fenster im Kloster fällt der Blick direkt auf einen Marktplatz. Sonst werden hier Blumen feilgeboten, heute ist ein riesiger Hügel mit Melonen aufgehäuft und ein Verkäufer sitzt im Schatten eines Sonnenschirms. Das Geschäft geht schleppend, trotz der 34° C kommen keine Kunden. Es wird schon etwas dunkel, da bleibt ein Polizeiauto stehen, zwei Beamte steigen aus. Sie wechseln einige Worte mit dem Verkäufer, kein Geld, wie man es sich für einen Markthandel erwarten würde, und dann wechseln zwei große Melonen auf den Rücksitz des Polizeiautos. Jetzt bin ich also wieder in Rumänien.
Um mich nach der langen Fahrt etwas zu entspannen, gehe ich noch joggen und laufe zur Promenade am Flussufer. Dort, wo ich letztes Mal eine Gruppe Jugendlicher zu einer Gitarre singen sah, lümmelt ein Haufen Halbwüchsiger um einen „Gettoblaster“, der auf volle Lautstärke aufgedreht ist. Entlang der Promenade sind eine Menge von Strandcafes und Restaurants aus dem Boden gestampft worden, hippe Möbel, echt stylisch. Als mich dann auf der engen Promenade noch ein auffrisiertes 4-rädriges Motorrad aufröhrend überholt, drehe ich um: Zuviel Rumänien am ersten Tag tut nicht gut.
Auf dem Heimweg komme ich im Halbdunkel fast zu Sturz: Aus dem schönen Pflaster sind einige Steine herausgebrochen worden, die hat offenbar jemand gebraucht.
Vor dem Kloster gibt es eine öffentliche Wasserstelle. Eine lange Schlange von Menschen hat sich dort gebildet. Sie füllen das Wasser in leere Plastikflaschen, Pepsi-Cola oder Sprite, stecken sie in Plastiktaschen und tragen sie nach Hause. Das Wasser aus den Leitungen ist fast ungenießbar, Mineralwasser teuer. Eine zerbrechliche alte Frau füllt zwei Flaschen ab, mehr kann sie sicher nicht tragen, ein junger Mann kann seine Flaschen nur mit einer Hand halten, mit der anderen drückt er sein Handy ans Ohr.
Der Melonenverkäufer auf dem Marktplatz wartet immer noch auf echte Kunden, aber nur eine verwilderte Katze streunt vorbei.
In welchem Rumänien bin ich angekommen?

 
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